Bei Konflikten oder Katastrophen Familien vereinen – Der Fachdienst "Suchdienst"/KABs im DRK
Kommt es zu einer Katastrophe, einem Großunfall, so haben Menschen den dringenden Wunsch zu erfahren, ob Angehörige betroffen sind bzw. wo sie sich gerade aufhalten. Vor Ort befindliche Helferinnen und Helfer werden oft mit Fragen bestürmt, die sie nicht beantworten können und die sie bei ihrer Arbeit behindern. Eine Suche auf eigene Faust würde die Lage im Schadensgebiet noch unübersichtlicher machen. Diese Aufgabe übernimmt das DRK für die Angehörigen mit seinem Fachdienst "Suchdienst"/Kreisauskunftsbüros (KABs), welche sogenannte Personenauskunftsstellen einrichten.
Das DRK in Sachsen ist im Katastrophenfall gesetzlich zur Einrichtung von Personenauskunftsstellen verpflichtet. Die Basisarbeit leisten die Kreisauskunftsbüros. In Sachsen sind gegenwärtig 29 KABs einsatzbereit, in denen insgesamt ca. 350 Ehrenamtliche mitarbeiten.
Der Fachdienst "Suchdienst"/KAB hat aber noch eine weitere wichtige Funktion: Sollte sich Deutschland in einem militärischen Konflikt befinden, sorgen die KABs dafür, dass Informationen über Kriegsgefangene und Zivilinternierte an die Familien in der Heimat weitergegeben werden. Diese Aufgabe ergibt sich aus den Genfer Konventionen, welchen sich Deutschland verpflichtet hat und die ein Mindestmaß an Humanität im Umgang mit Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilistinnen und Zivilisten in Kriegen festlegen. Die zentrale Koordinierung des Austauschs dieser Informationen übernimmt das Amtliche Auskunftsbüro in Berlin. Diesem wiederum unterstehen die Landesauskunftsbüros in den Bundesländern und letztendlich die Kreisauskunftsbüros auf Kreisebene.
Die Doppelbezeichnung Fachdienst "Suchdienst"/KAB ergibt sich also aus der Doppelfunktion dieser Einheiten. Als Fachdienst "Suchdienst" kommen sie nach Landesrecht bei Katastrophen oder Großschadenslagen zum Einsatz, als KAB fungieren diese Einheiten im Konfliktfall.
Die Einheiten des Fachdienstes "Suchdienst"/KAB bestehen aus gründlich geschulten Ehrenamtlichen. Sie sind unter anderem geschult im Umgang mit psychisch belasteten Menschen, besitzen Kenntnisse im Umgang mit einer speziellen Software zur Personensuche, kennen die Grundsätze des Datenschutzes und wissen, wie man im Notfall auch ohne Stromversorgung Karteien zur Personenauskunft anlegt. Damit sind sie Spezialisten in ihrem Feld und arbeiten ungleich effektiver als Personenauskunftsstellen die ad hoc mit ungeschultem Personal besetzt werden.
Der Fachdienst "Suchdienst" im Einsatz
Im Katastrophen- bzw. Großschadensfall kümmern sich zuerst der Rettungs- und Sanitätsdienst sowie der Betreuungsdienst um die Betroffenen. Jede Hilfeleistung der Fachdienste, wie die medizinische Versorgung oder die Aufnahme in ein Krankenhaus oder eine Notunterkunft, ist mit einer korrekten Registrierung der Betroffenen verbunden. Auf dem Registriervordruck werden neben den Personalien auch der Fundort sowie der geplante Verbleib festgehalten. Die Registrierungen werden so schnell wie möglich an die Personenauskunftsstelle weitergegeben.
Jetzt schlägt die Stunde des Fachdienstes "Suchdienst"/KAB! In dieser zentralen Auskunftsstelle, meist mit Sitz in einer Kreisgeschäftsstelle, kommen alle Registrierungen zusammen. Das KAB nimmt anderseits persönlich oder telefonisch Suchanträge nach Personen an. Sowohl Meldungen als auch Anfragen werden gesammelt, systematisiert und eingeordnet. Kommt es aufgrund des vom Suchdienst entwickelten Karteibegegnungsverfahrens zum Zusammentreffen einer Suchanfrage und einer Meldung, kann den Suchenden Auskunft erteilt werden, wo sich die Familienangehörigen nach letztem Informationsstand befinden. Dabei arbeitet das KAB mit der DRK eigenen internetgestützten Software Xenios und im Notfall, sollte die Elektronik versagen, mit dem Karteikartenverfahren.
Da das KAB auch alle im Einsatz befindlichen Helferinnen und Helfer registriert, liefert es ebenso wichtige Informationen über die Einsatzkräfte, welche für die Führung der Lagezentren unerlässlich sind.
Hintergrundwissen Fachdienst "Suchdienst"/KAB
Der Fachdienst "Suchdienst"/KAB ist ein Teil der Bereitschaften im DRK. Das KAB hat in der Regel seinen Sitz bei einem DRK Kreisverband. So wie mehrere DRK Kreisverbände, kann es auch mehrere KABs in einem Landkreis geben. Diese können vernetzt, als eine gemeinsame Personenauskunftsstelle arbeiten. Nötig wird dies zum Beispiel, wenn die Funktionalität der Personenauskunftsstelle über einen längeren Zeitraum gewährleistet werden muss oder das Schadensgebiet eine entsprechende Größe hat. Lange Einsätze hatten die sächsischen KABs beispielsweise bei den Hochwasserkatastrophen in den zurückliegenden Jahren. Hier können sich die KABs aufgrund der bundesweit einheitlichen Arbeitsverfahren unproblematisch vernetzen und gegenseitig unterstützen. Möglich macht dies auch die bereits angesprochene Suchdienstsoftware mit dem Namen „Xenios“, welche über einen zentralen Server die verschiedenen KABs miteinander vernetzt. So könnte beispielsweise ein KAB in Leipzig auch Informationen an Familienangehörige weitergeben, obwohl die entsprechenden Daten in Dresden aufgenommen wurden. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, ein vorgelagertes KAB am Schadensort einzurichten, damit die Registrierunterlagen von Betroffenen und Rettungskräften schnell und direkt erfasst werden können bzw. schnell zur Personenauskunftsstelle gelangen.